Comeback der Rohstofftitel

Die Rohstoffpreise haben in den letzten Wochen und Monaten weiter angezogen und ein Ende der Preisspirale scheint nicht in Sicht. Dies spielt Rohstoffaktien im Moment in die Karten. Glencore + 15, Anglo American Palatinum + 15, Vale +17%, Pan American Silver + 18%– gerade in den letzten vier Wochen erhielten viele Rohstoffaktien noch einmal einen deutlichen Schub. Auf Sicht der letzten drei Monaten stehen etliche Titel nun zwischen 30- und 40% im Plus. Beim peruanischen Minenunternehmen CIA de Minus de Buenaventura sind es sogar 46 %.

Dies trifft auch auf Ölkonzerne zu. Weil die Saudis nun ihre Fördermengen wieder hochfahren, gab der Ölpreis zwar wieder etwas nach und in der Folge verloren auch die Aktien von Exxon Mobil, Chevron und Co. ein paar Prozentpunkte, doch die Performance seit Jahresanfang kann sich weiterhin sehen lassen. Exxon Mobil beispielsweise steht auf Drei-Monats-Sicht 34% im Plus. Chevron sogar 44 % (Stand 20.03.2022).

Rohstoffaktien sind Zykliker

Rohstoffunternehmen sind Zykliker. Ihre Geschäftsentwicklung Ihre Geschäftsentwicklung hängt stark von der Entwicklung der für sie relevanten Rohstoffpreise ab. Ebenso kann der Aktienkurs stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise beeinflusst werden können. Auch, dass Rohstoffaktien deshalb einem höheren Schwankungsrisiko ausgesetzt sein können, sollten sich Anleger stets bewusst machen.

In der jetzigen Situation – wir haben eine sehr angespannte geopolitische Lage, Lieferengpässe, eine Verknappung von Rohstoffen bei steigendem Energiebedarf und infolgedessen eine steigende Inflation – sind Rohstoffunternehmen eine Option.

Gerade die jetzige Korrektur bei Öl-Titeln kann Gelegenheiten bieten. Vieles spricht dafür, dass die Ölpreise (wie auch andere Rohstoffpreise) noch länger auf hohem Niveau bleiben werden.

Des Weiteren bieten die meisten Ölkonzerne in Sachen Dividende recht großzügig sind und bei den aktuellen Kursen attraktive Dividendenrenditen winken.  So bietet die Aktie von Exxon Mobil zum jetzigen Kurs eine aktuelle Dividendenrendite von brutto 4,5 %. Bei TotalEnergies gibt es derzeit 5,8 % und bei Shell und Chevron sind es etwa 3,5 %. Damit lässt sich die Inflation zumindest in Teilen recht gut abfedern.

Preisspirale wird weiter angetrieben

Die Weltlage ist seit Ausbruch des Ukraine-Krieges extrem angespannt. Dies treibt die Preisspirale, die infolge von Lieferengpässen schon im Sommer 2021 begann, zusätzlich an. Der Ölpreis hat in den letzten vier Wochen noch einmal um 10 % zugelegt. Seit August 2021 ist der Ölpreis um rund 40 % gestiegen. Auf Sicht der letzten zwölf Monate ging es 52 % nach oben.

Bei anderen Rohstoffen dreht sich die Preisspirale zeitweise sogar noch schneller. Zwischen dem 1. Und dem 9. März stieg der Palladiumpreis um 30 %. Weizen hat sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar 2021 um 25 % verteuert. Nickel stieg vorletzte Woche binnen zwei Tagen um 250 %.

Im Webinar „Zur aktuellen Lage“ vom 09.03.2022, erläuterten Prof. Max Otte und sein Analystenteam der PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH, warum in ihren Fonds derzeit Rohstoffunternehmen eine der vier Säulen sind:

In der Vergangenheit haben sich Rohstoffunternehmen während inflationärer Tendenzen bewährt. Vieles spricht dafür, dass es auch jetzt so sein wird. Zumal wir davon ausgehen müssen, dass die Rohstoffpreise längere Zeit auf hohem Niveau bleiben werden.

Rohstoffpreise werden länger auf hohem Niveau bleiben

Selbst wenn es in der Ukraine bald zu einem Ende des Krieges kommen würde, was wir hoffen, jedoch derzeit nicht für sehr wahrscheinlich halten, wird die Welt danach eine andere sein. Das Verhältnis der westlichen Industriestaaten zu Putin und damit zu Russland als möglichen Handelspartner wird über viele Jahre sehr schwierig bleiben.

Die Energieversorgung des Westens steht vor einer großen Herausforderung. In den letzten Jahrzehnten hatte sich Europa – insbesondere Deutschland – sehr abhängig von Energie „made in Russia“ gemacht. Wenn nun Russland als Lieferant auf Jahre wegfällt, weil Europa russische Ressourcen ablehnt, führt dies im Westen auch über Jahre zu einem verknappten Angebot. Zumal die derzeitigen Alternativen zu russischem Öl und Gas, wie beispielsweise Flüssiggas aus den USA und Qatar, teurer ist. Auch die dafür dringend erforderliche Umgestaltung der Energie-Infrastruktur kostet Zeit und Geld.

Die Kosten für das nun in Stade geplante Flüssiggas-Terminal werden sich auf mindestens 800 Mio. EUR belaufen. Bundeskanzler Scholz hat sich im Februar zwar für eine schnelle Fertigstellung stark gemacht, aber alleine das Genehmigungsverfahren dürfte mindestens ein Jahr dauern. Erst dann kann es mit dem Bau losgehen. Bis die Anlage einsatzbereit ist, werden wohl noch Jahre vergehen. Bis dahin muss Deutschland für die Anlieferung von Flüssiggas weiterhin die LNG-Terminals von Frankreich, den Niederlanden und Belgien nutzen.

All dies hält die Preise oben.

Auf die richtige Auslese kommt es an

Auch wenn derzeit viel für Rohstofftitel im Allgemeinen spricht, ist dies kein Freibrief, wahllos in irgendwelche Rohstoffaktien zu investieren.

Wählen Sie die möglichen Kandidaten für Ihr Portfolio bedacht aus. Achten Sie auf die Bilanz. Bei Rohstoffunternehmen ist diese in der Regel nicht die beste, aber sie sollte nicht zu angeschlagen sein. Bei Ölkonzernen sind zudem die Förderkosten relevant, ebenso wie die bestätigten Reserven und deren verbleibende Lebenszeit. Auch ist es von Vorteil, wenn das Geschäftsmodell möglichst breit aufgestellt ist, das Unternehmen sich also nicht nur auf das Upstream-Geschäft konzentriert, sondern möglichst stark im Mid- und noch besser im Upstream-Business aktiv ist.

Unter „Upstream“ versteht man das Explorationsgeschäft, also die reine Förderung von Öl und Gas. Dazu betriebene Offshore-Anlagen sind Bohrinseln im Meer. Die auf dem Festland betriebenen Bohranlagen werden als Onshore-Anlagen bezeichnet.

„Midstream“ ist die Lagerung und der Weitertransport zu Kunden. Das attraktivste Geschäft im Öl-Business ist der gesamte „Downstream“-Bereich. Hierbei wird das Öl- in Raffinerien weiterverarbeitet. Das gesamte daran angeschlossene Distributionsgeschäft, zum Beispiel der Betrieb eines Tankstellennetzwerks, gehört dazu. Der Vorteil ist, dass die Unternehmen, die wie TotalEnergies ein solches Tankstellennetzwerk betreiben, die steigenden Ölpreise unmittelbar an die Kunden weitergeben können. Wir alle erleben dies gerade sehr schmerzhaft an der Zapfsäule.

Niedrige Förderkosten von Vorteil

Bei dem jetzigen Preisniveau von 120 USD je Barrel (Brent) hingegen alle Ölkonzerne profitabel arbeiten. Selbst diejenigen, die relativ hohe Förderkosten aufweisen.

Vor einigen paar Jahren sah dies anders aus. Sinkende Ölpreise setzten die Margen unter Druck. Als der Ölpreis (Brent) im April 2020 bei 21,50 USD je Barrel stand, rechnete sich ihr Geschäft gar nicht mehr. Weil die Förderkosten über dem Rohölverkaufspreis lagen, schrieben die Konzerne Verluste.

Aktuell gilt: Je niedriger die Förderkosten, desto mehr bleibt bei den Konzernen hängen. Besonders ordentlich dürfte derzeit die Kasse bei Chevron und TotalEnergies klingeln. Beide Unternehmen geben ihre Förderkosten deutlich unter 30 USD an. Ihre Förderkosten sind damit niedrig und zudem deutlich niedriger als bei ihren Konkurrenten. Exxon Mobil beispielsweise weist derzeit Förderkosten von knapp über 40 USD je Barrel aus. Der Konzern hat sich jedoch zum Ziel gesetzt die Kosten bis 2027 auf rund 30 USD zu senken.


Von Kerstin Franzisi

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