Frisst die Gier das Hirn? Das IPO-Jahr 2021

Laufen die Börsengänge heiß, ist eine Abkühlung nicht weit.
Ein Blick auf die Anzahl der IPOs ist als Indikator für die Marktstimmung gut geeignet. Gerade in guten Börsenphasen gehen viele Unternehmen an die Börse, weil man eine üppige Bewertung bekommt und man so seine Anteile versilbern kann. Im letzten Jahr sind 12 Unternehmen an die Börse gegangen und damit mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2020. Nur 2018 und 2015 wurde die Anzahl vom letzten Jahr übertroffen. Mit Blick auf diesen Indikator muss man feststellen: die Börsen sind nicht heiß, aber schon lauwarm.

Quelle: statista

Warum gehen Unternehmen an die Börse?

Es geht nicht immer um die Versilberung der Anteile, sondern es werden auch Börsengänge durchgeführt, bei denen das Geld direkt ins Unternehmen und nicht zu den Aktionären fließt. Im Unternehmen wird das Geld für neue Projekte, wie neue Produkte und Produktionen, oder den Eintritt in neue Märkte genutzt.
Auch ein Kriterium kann die Eigenständigkeit sein. Beispielsweise konnte der Bezahldienst Paypal unter dem Dach von eBay nicht problemlos mit anderen Shopanbietern wie Amazon usw. arbeiten. Nach einem Börsengang nahm das Wachstum nochmal richtig Fahrt auf.
Ein weiterer Punkt ist die Mitarbeiterbeteiligung. Insbesondere beim Fachkräftemangel in der IT kann man durch Aktien gute Mitarbeiter gewinnen und binden.

Vantage Tower – ein erfolgreicher Börsengang dank des 1&1 Deals.

Vodafone und Vantage Tower haben wir begleitet und es war sicher ein guter Schritt zum Schuldenabbau für Vodafone, Vantage towers an die Börse zu bringen. Nach den IPO beschleunigte sich die Geschäftsentwicklung und man konnte auch mit anderen Tele Kommunikationsanbietern Mietverträge schließen. Der größte Deal war der mit 1&1. Hier wurde ein Vertrag bis ins Jahr 2040 unterzeichnet, mit Verlängerungsoption. Mit diesem Vertragsabschluss hat Vantage Tower auch schon sein mittelfristiges Ziel von einer Vermietungsquote von 1,5 erreicht. Dies wurde auch an der Börse mit einem Plus von 32 % honoriert.

Quelle: Google

Mister Spex: Bewertung ist wichtig, auch in gefragten Branchen! 

Der Brillenmarkt wächst durch zunehmende Bildschirmarbeit. Zudem begünstigt die demografische Entwicklung Deutschlands den Markt. Das dachten wahrscheinlich auch die IPO Investoren von Mister Spex zum Börsengang und ließen die Bewertung ganz außeracht – was wir Value Investoren nie tun würden. Im Nachhinein betrachtet, haben sie es vermutlich auch bereut, denn die Aktie fiel im ersten Börsenjahr um mehr als die Hälfte. Zweifelsfrei ist der Brillenmarkt spannend, aber der reine Onlinevertrieb von Brillen ist aufgrund der Anpassung von Sitz und Linse nicht möglich. Deshalb ist der Platzhirsch Fielmann wahrscheinlich noch das beste Pferd in dieser Branche. Der Börsengang von Moster Spex war ein Börsengang, bei dem eindeutig die Gier das Hirn gefressen hat.

About You – der Börsengang des Familienunternehmens Otto

Eines ist Fakt: Die Modebranche muss sich verändern! Knapp ein Viertel der Ware wird nie getragen. Das haben die Familie Otto und die Gründer von AboutYou erkannt und wollen nun mit individuellen Styles und Inspirationen dafür sorgen, dass weniger Sachen im Schrank verrotten. AboutYou hat hier einen guten Job gemacht und durch den Börsengang weiteres Geld für die Expansion in Länder wie Portugal und Italien bekommen. Da es insgesamt schwer ist, an die Wachstumszahlen des letzten Jahres wegen des Lockdowns heranzukommen, werden einige E-Commerce Unternehmen abgestraft. Auch About You beendete das erste Börsenjahr mit einem Minus von 17,2 %.

Quelle: Google

Fazit: Laufen die Börsengänge heiß, ist eine Abkühlung nicht weit.

Oftmals werden Börsengänge von Gier getrieben, Banken kassieren Provision und der unwissende Investor wird gegebenenfalls ums Geld gebracht. Genau das ist im Fall der Aktie von Mister Spex eingetreten. Die Erwartungen waren zu groß und der Aktienkurs hat sich deutlich abgekühlt. Eine vergleichbare wenn auch nicht so drastische Entwicklung zeigte der Aktienkurs von AboutYou. Hier ließ die Euphorie nach dem operativen sehr guten Coronajahr spürbar nach. Einzig Vantage towers überraschte im positiven Sinn und konnte den Aktienwert steigern.

Deshalb: Schauen Sie bei Börsengängen möglichst genau hin und hinterfragen Sie das Geschäftsmodell. Denn erst wenn man ein Unternehmen verstanden hat, kann man die Entscheidung treffen, ob man Unternehmensanteile in Form von Aktien kauft oder nicht.



Florian König

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